"The Powers of Wayengi", 1989

von John Yoga

ca. 135000 Glasperlen/Lw., 77,5 x 47,7 cm

Holzrahmen, 81,3 x 51 cm

Provenienz: John Yoga, Eldoret, Kenia 1989

Preis: 1300 €


And the bead goes on: Zum Glasperlenspiel von John Yoga

John Yogas Glasperlenarbeiten, strahlend, kontrastreich und in Bewegung, verströmen Energie und Lebendigkeit. Schnell versinkt und verliert man sich in seine farbenprächtige gläserne Welt, die er durch unwirklich erscheinende Figuren dramatisch erhöht.

Schon seit der Frühzeit besitzen Glasperlen auf dem afrikanischen Kontinent einen hohen Stellenwert, haben Menschen und Mächte miteinander verbunden und spielen bis heute eine wichtige Rolle in sozialen, rituellen und gestalterischen Kontexten. (1) Yogas Interesse für Perlen entsteht zunächst aus einer persönlichen Not. 1980 als freier Maler aus dem repressiven Uganda nach Kenia geflüchtet, verfügt er auch dort meist nicht über genügend Malmittel wie Acrylfarbe und Pinsel. Zeitgleich treibt ihn der Wille, sein bisheriges Feld der Malerei zu erweitern und er beginnt, mit den allseits verfügbaren beads zu experimentieren. 


Ausgehend von einem Thema und auf der Suche nach Abstraktion, entwirft Yoga für seine beadworks zunächst vorbereitende Skizzen, die viel Raum lassen für das zufällige Spiel mit Form und Farbe. Während des Bildaufbaus sind Grundformen von Kreis, Dreieck und Rechteck bereits angelegt. Wenn er dann in einem langen Prozess abertausende Perlen auf die Leinwand „pierct“, ist das Bildresultat häufig immer noch in der Schwebe.

Bei der Perlenarbeit The Powers of Wayengi nimmt Yoga Bezug auf einen in Ost- und Westafrika weit verbreiteten Erzählstoff vom weiblichen Schöpfungsakt, wonach die Göttin Wayengi die ersten und ursprünglich noch geschlechtslosen Menschen zeugt. Von der Göttin vor die Wahl gestellt, entscheidet sich die menschliche Ogboinda für eine Existenz als Frau mit hohen magischen Kräften - dafür, so die Abmachung mit der Göttin - darf sie niemals Kinder bekommen. Mit ihrer Entscheidung später unzufrieden, begibt sich Ogboinda auf eine Reise durch sieben Königreiche, um von Wayengi eine Änderung ihres Schicksals zu erbitten. Auf dem Weg besiegt sie mächtige Männer, Gott- und Naturgewalten und fordert am Ende sogar die Schöpfergöttin selbst zum Kräftemessen heraus. Die erzürnte Wayengi bestraft Ogboinda mit dem Entzug ihrer magischen Fähigkeiten, worauf diese in die Augen einer schwangeren Frau flüchtet, wo sie bis heute geblieben sein soll.(2)

Wie Yoga im Gespräch betont, will er sich nicht durch religiöse Themen oder real Existierendes begrenzen lassen. Meist sind es nur flüchtige Bilder oder Gedankenschnipsel, die ihn bei der Umsetzung eines Themas leiten, und ihn interessiert weniger die Botschaft einer Geschichte als vielmehr deren ‚Neuverfilmung‘: "My art, however, films these images in a new way, giving them new forms and a new colourfulness (…) central is the idea of movement" (3) The Powers of Wayengi vom Filmischen her zu verstehen, heißt das Bild auch als ein Spiel mit der Variation des Blickpunktes und unter dem Aspekt der Bewegung zu betrachten. Ansatzpunkte lassen sich bereits im oberen Bilddrittel ausmachen. Silhouettenartig schälen sich zwei ovale Formen heraus, die mittig von einer dritten geometrischen Figur überlagert werden und vexierhaft ineinander übergehen. Das kopfandeutende Oval links wird von warmen Gelbtönen bestimmt und von schwebenden Elementen in Weiß und Orange durchbrochen. Im starken Kontrast sticht aus dem tonangebenden Gelb ein kleines schwarzes Oval mit einem inneren Kreis in Weiß heraus, das wie ein Auge mit Pupille wirkt.