von Jak Katarikawe
Maler aus Uganda, lebte seit 1981 in Kenia
Wachsdruck/Papier, 57 x 44,5 cm
Holzrahmen mit Passe partout/Glas, 83,4 x 63,5 cm
Provenienz: Jak Katarikawe, Nairobi, Kenia 1987
verkauft
Autorin: Uta Jugert
Uta
Jugert ist Kommunikationsdesignerin und hat eine Dozentur
als Senior Artist an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie ist Autorin der Texte zu den Kunstwerken der Monate
August 2012, Januar 2013, April 2014, März 2015 und April 2016.
Jak Katarikawe, der Schöpfer dieses außergewöhnlichen Wachsdruckes, ist im Oktober vergangenen Jahres gestorben. Ich lernte ihn 1984 in der Gallery Watatu kennen. Diese Galerie war kurz vor meinem Besuch von Ruth Schaffner, einer usprünglich aus Deutschland stammenden, international agierenden Galeristin übernommen worden. Mit unglaublicher Energie baute sie diesen Ort zur ersten Adresse zeitgenössischer Kunst in Ostafrika auf. Hier konnte man alle Künstler persönlich kennenlernen und über ihre Werke sprechen. Mit Katarikawe war das besonders interessant. Eines Tages schilderte er die Geschichte zu einem seiner Gemälde. Es zeigte eine Liegende, im Hintergrund einen Mann und zwei Kühe. Zu mir sagte er: "Die Frau hat den Mann verlassen. Jetzt ist er allein auf seinem Bauernhof und hat niemanden, der für ihn sorgt." Zwei Tage später kam ein Touristenpaar und interessierte sich gleichfalls für dieses Bild. Nun erzählte Jak folgende Story: "Die Frau war auf Reisen und freut sich, wieder zurück zu ihrem Mann und ihrem Bauernhof nach Hause zu kommen." Nicht nur, dass mich der veränderte Bildkommentar des Künstlers ungemein amüsierte, vielmehr bewog er mich dazu, das Narrative afrikanischer Gegenwartskunst näher zu ergründen.
Katarikawe ist und war bekannt für seine phantasievollen Darstellungen aus dem Familienleben, dem Leben auf dem Land und seinen persönlichen Träumen. Menschliche Beziehungen, ugandische Dorfszenen und Tierfiguren inszenierte er als Erzählung und auf surreale Weise. Mir jedoch schienen am Bemerkenswertesten seine Wachsdrucke. So kam es, dass ich mich nur für die Drucke von Katarikawe entschied; manchmal, wenn ich mit ihm sprach, sehr zu seiner Verwunderung. Ihre Expressivität und Kraft ließen an Aussage und gestalterischer Prägnanz nichts zu wünschen übrig. Während die farbenfrohen, sinnlichen Gemälde häufig im Reich der Harmonie und Phantasie ihre Heimat haben, spiegeln etliche Schwarz-Weiß-Drucke kritisch und eindrucksvoll existentielle Situationen in der afrikanischen Gesellschaft. Weniger um schöne Allegorien geht es hier, sondern auch um das Aufdecken von Irritationen und unerklärlichen Verhaltensweisen im sozialen Zusammenleben, um die verschütteten Wahrheiten in unserer Gegenwart.
Autor: Michael Drechsler