Bildhauer aus Harare, Simbabwe
Black Serpentine, 116 x 46 x 39 cm, 168 kg
Provenienz: Garison Machinjili, The Gallery Shona Sculpture, Chapungu Sculpture Garden, Harare, Simbabwe 1991
Preis auf Anfrage
Die Skulptur "Runner" steht aktuell in der SchlossGalerie Haape in Caputh bei Potsdam zum Verkauf.
Adresse: SchlossGalerie Haape, Krughof 38, 14548 Schwielowsee. Näheres: https://schlossgalerie-haape.de/
Ein Meisterstück und Symbol für die völkerverbindende Idee der Kunst
Der „Runner“ ist wohl eine der kraftvollsten Skulpturen aus der Hand von Garison Machinjili. Im Chapungu Sculpture Garden am Stadtrand von Harare, wo diese Arbeit 1991 erstmals ausgestellt wurde, zog sie die Blicke zahlreicher Besucher auf sich. Auch ich wurde sofort von dem meisterhaften Spiel zwischen Begehren und Gefahr, Verführung und Schmerz in den Bann gezogen.
Die glänzenden Rundungen seines tiefschwarzen Körper und die muskulöse Anspannung seiner Glieder erinnern an antike Vorbilder. Hermes, der griechische Götterbote, scheint uns entgegenzutreten. Doch je mehr wir uns der steinernen Figur nähern, desto weniger können wir ihr Geschlecht identifizieren. Hermaphroditos, der von Hermes und Aphrodite gezeugte zweigeschlechtliche "Sohn" mag uns in den Sinn kommen. Oder ist es der Schöpfergott Mwari aus dem südlichen Afrika, der sich jeder Eindeutigkeit entzieht? Mwari, das ebenfalls bisexuelle, allmächtige und ausdauernde Wesen, das tun kann, was es will.
In der Vorderansicht wirft sich uns der „Runner“ geradezu „offen“ entgegen, während die Seitenansicht einen geschlossenen Kreis bildet und eine rhythmische Schaukelbewegung betont. Wie bei einem Sprinter, der gerade das Ziel durchlaufen hat, befindet sich das linke Bein noch hochgezogen in der Bewegung, während der Oberkörper und das rechte Bein abbremsen, um den Lauf zu stoppen. Ein Bild, wie wir es lieben: der Held, der alles gegeben hat, hat die Schwerkraft der Erde wieder erlangt, kann endlich befreit die Siegestrophäe empfangen.
Doch dann die Irritation: Sein Brustkorb erscheint regelrecht aufgerissen, ein geschundener Leib voller Wundmale. Sein Kopf ist rüde abgesägt, seine Arme sind durch das kaum bearbeitete Haargeflecht untrennbar miteinander verbunden. Nicht als ein schöner Jüngling kommt uns diese Gestalt ins Blickfeld, sondern als ein Torso, den die Zeitläufe der Geschichte gezeichnet haben. Und selbst diese Erwartung wird durchkreuzt. Denn nicht nach seiner Erschaffung wurde der steinerne Körper beschädigt, sondern bevor die menschenähnliche Plastik vollendet wurde, hat der Bildhauer den Stein an entscheidenden Stellen in seiner Urform belassen, um die widerständige Natur umso deutlicher in den Mittelpunkt des Kunstwerks zu rücken.
Zweifellos: Dieser Läufer steht unter Hochspannung und schlägt positive und negative Funken in den Raum. Spielt Machinjili mit dem Vorbild eines klassischen Gottes, um zugleich den schönen Schein in Frage zu stellen und einer Schönheit des verletzten Seins Platz zu machen? Als Torso, den wir stets in unserem Kopf zu einer neuen – vielleicht auch idealen Einheit – verknüpfen, steht die Skulptur vor uns. Das Unvollständige ermöglicht eine Öffnung des geistigen Horizonts, die nur der Kunst inne wohnt und die sich über die kulturellen Grenzen hinaus vermittelt. Als Symbol für die weltumspannende Idee der Kunst führt Kunst Transit Berlin den „Runner“ in seinem Logo.
Michael Drechsler