Mixed Mother Animal, 1990
13 cm hoch, 42 cm breit, 28 cm tief, 25 kg
Provenienz: Tengenenge 1991
Dieses Werk ist von besonderem formalen Reiz, denn es kann sowohl als freistehende Skulptur mit Rundansicht als auch als Hochrelief betrachtet werden, bei dem das Umschreiten nicht zwingend erforderlich ist. Fasst man es als Relief auf, ist die Standfläche auf nur einen einzigen Drehpunkt konzentriert, der Kontakt zum Sockel oder Boden wurde also auf ein Minimum beschränkt, um sich dann in Teilvolumina dem Raum zu öffnen.
Die Skulptur hat eine klare Aufteilung mit einer Hauptansicht. Die Reduktion auf wenige markante Linien und Winkel im Wechsel mit Rundungen und sanften Wölbungen geben ihr Dynamik und eine starke Wirkungskraft.
Die Seitenansicht zeigt, dass der Stein von Chengu in der Grundform des "sphärischen Dreiecks" behauen wurde. Seine Spitze weist nach oben, zur Sonne, zur Wärme, zum Leben. Von oben gesehen hat es einen flächigen Charakter und eine integrative Gestalt. Mit seinen etwas höher stehenden abgerundeten Kanten ist es wie ein Gefäß angelegt, dass die Formen auf engstem Raum vereint, so dass diese als im Stein "wohnend" wahrgenommen werden.
Die Skulptur "Mixed Mother Animal" strahlt in ihrer Choreographie der Kontraste eine Atmosphäre des Geheimnisvollen und Unergründlichen aus. Assoziationen zu den steinernen Mensch-Tier-Chimären und Wasserspeiern der Romanik und Gotik stellen sich ein, aber Sinnzusammenhänge aus einer anderen Welt in die eigene zu übertragen führen meist in eine hermeneutische Sackgasse.
Chimäre
am
Dom zu St. Peter in Regensburg
Foto: Michael Drechsler
Dennoch ist
es interessant, dass das Thema Mischwesen und Metamorphosen in nahezu allen
Kulturen bekannt ist. Schon
bei den ältesten Skulpturen und Felsritzungen der Menschheit kamen
Darstellungen von Mensch-Tier-Hybriden vor. Für die europäische Moderne sind im Medium der Skulptur und des Reliefs vor allem Hans
Arp und Max Ernst zu nennen.
In Zimbabwe ist die Verwandlung vom Menschen zum Tier ein zentrales Thema insbesondere der älteren Bildhauergeneration und speist sich aus lokalen Quellen und Motivationen.
Man Changing Into Hippo, 1986
Foto: Michael Drechsler
Gift Chengu, der sich in seinen frühen Arbeiten von Bernard Matemera inspirieren liess, ignoriert das Erbe Matemeras nicht, sucht sich aber mit diesem Bewusstsein seinen eigenen Weg zu bahnen. Denn nicht der transitorische Akt, das Durchgangsstadium und die Veränderlichkeit ist sein Thema, sondern das "Wohnen" im Stein und die Unergründlichkeit des Seins.
Text: Angelika Sommer