Gift Chengu

Mixed Mother Animal, 1990

13 cm hoch, 42 cm breit, 28 cm tief, 25 kg

Provenienz: Tengenenge 1991

 

Aus dem braunen Serpentinstein hat Chengu einen tierähnlichen Schädel mit zwei Brüsten herausgearbeitet. Der braune Serpentin gehört zu den weicheren Serpentinarten, die insbesondere im Osten Zimbabwes, in den Eastern Highlands, zu finden sind. Der braunschwarze Stein hat eine leichte gelblich-ockerfarbene Maserung. Seine Oberfläche ist fast vollständig glatt poliert, nur auf der Kopfhinterseite geht der Bildhauer zur rauhen Textur über und setzt vom Zahneisen geprägte vertikale Linien als Spannungsmoment ein.

Dieses Werk ist von besonderem formalem Reiz, denn es kann sowohl als freistehende Skulptur mit Rundansicht als auch als Hochrelief betrachtet werden, bei dem das Umschreiten nicht zwingend erforderlich ist. Fasst man es als Relief auf, ist die Standfläche auf nur einen einzigen Drehpunkt konzentriert, der Kontakt zum Sockel oder Boden wurde also auf ein Minimum beschränkt, um sich dann in Teilvolumina dem Raum zu öffnen.

Die Skulptur hat eine klare Aufteilung mit einer Hauptansicht. Die Reduktion auf wenige markante Linien und Winkel im Wechsel mit Rundungen und sanften Wölbungen geben ihr Dynamik und eine starke Wirkungskraft.

Die Seitenansicht zeigt, dass der Stein von Chengu in der Grundform des "sphärischen Dreiecks" behauen wurde. Seine Spitze weist nach oben, zur Sonne, zur Wärme, zum Leben. Von oben gesehen hat es einen flächigen Charakter und eine integrative Gestalt. Mit seinen etwas höher stehenden abgerundeten Kanten ist es wie ein Gefäß angelegt, dass die Formen auf engstem Raum vereint, so dass diese als im Stein "wohnend" wahrgenommen werden. Auch der Kopf mit halbmondförmiger, aufwärts gebogener Binde, nimmt die Gestaltform des Dreiecks auf. Mit der Weichheit runder Formen wie Augen und Brüsten klingt das Thema der Sexualität und Sinnlichkeit an, denn die Brüste sind prall und voll und streben als nach außen drängende und raumöffnende Energie dem Betrachter entgegen. Das linke Auge ist leicht abgeflacht, das rechte wölbt sich etwas stärker und rund ausgreifend nach vorn. Die Pupille ist hier nicht mittig, sondern an den äußersten Augenrand verschoben, dass eine Seitwärtsblickrichtung entsteht. Die Pupillen - dunkle leere Löcher - suchen bohrend den Kontakt mit dem Betrachter.



Kunstwerk des Monats März 2012