Bildhauer, Materialkünstler
Geboren 1956 bei
Ouidah, Benin
Lebt in Porto Novo, Quartier Goukomé, Benin
Théodore Dakpogan kreiert Plastiken aus Schrottmaterialien.
Er schuf mit seinem jüngeren Bruder Calixte in der ehemaligen Sklavenstadt Ouidah den Vodun-Pantheon im Forêt Sacrée
Théodore Dakpogan gehört zu den bekanntesten Materialkünstlern Westafrikas. 1956 in der Nähe von Ouidah, der alten Sklavenstadt von Benin, geboren, erlernte er wie seine Vorfahren das Schmiedehandwerk. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Calixte begann er 1990 mit der Herstellung von Eisenaltären für die Verstorbenen und erhielt zwei Jahre später den Auftrag, für das Festival der Stadt Ouidah den Vodun-Pantheon im Forêt Sacrée zu gestalten. Die dort aufgestellten Eisenskulpturen trugen den Ruf von Théodore und Calixte Dakpogan in alle Welt und gaben für die Brüder den Anstoß, von nun an ihr Glück als unabhängige Bildhauer mit Plastiken aus Schrottmaterialien zu versuchen.
Seit Mitte der neunziger Jahre lebt Théodore Dakpogan in Porto Novo. Besucht man ihn in seiner Wirkungsstätte, so findet man in einer Ecke des Hofes Berge von Schrott, die der "Hand-Werker" für seine künstlerischen Zwecke in Auto- und Fahrradwerkstätten gesammelt hat. Auf der gegenüber liegenden Wohnseite präsentiert er seine Arbeiten, denen er - vom Urstoff Schrott inspiriert - einen neuen unverwechselbaren Geist eingehaucht hat. Bei der Transformation des Ausgangsmaterials achtet der Bildhauer darauf, dass die ursprünglichen Formen in ihrem Charakter, ihrer Farbigkeit und Patina erkennbar bleiben. Die Teile werden von ihm lediglich neu zusammengefügt und verschweißt, um auf diese Weise eine andere Gestalt und Bedeutung zu erlangen. Die Spuren der Vergangenheit aber – selbst die Verwandlung durch Unfälle – sollen im Kunstwerk nicht völlig gelöscht werden. (Vgl. Thomas Filitz, Zeitgenössische Kunst aus Afrika, Wien 2002)
Dakpogan befasst sich einerseits mit den lokalen kulturellen und religiösen Traditionen, darüber hinaus thematisiert er die verschiedensten Aspekte des Alltagslebens im globalen Kontext. Als Adept der Eisenschmiede kommt er immer wieder zurück auf die tief verwurzelten Glaubensvorstellungen und Riten der Vodun-Tradition (vgl. Kunstwerk des Monats September "Détension" von Charly d'Almeida). Als Künstler unserer unruhigen Moderne interessiert er sich für den Spannungsbogen zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen „erster“ und „dritter Welt", wie er sagt. Mit seinen Kunstobjekten aus Abfällen des Konsums und Massenproduktion verweist er auf die nicht zu Ende gedachte Situation Afrikas unter postkolonialen Voraussetzungen.
Ein Beispiel dafür ist das Objekt „L’heure du diner“ der Sammlung Kunst Transit Berlin. Aus einer Fahrradkette, einem Gitter, drei verrosteten Emailtellern, zwei Blechgabeln und einem Lampenständer hat der Künstler ein ungewöhnliches Gebilde geschaffen. Er habe, erklärt er, beim Arbeiten an dem Werk an eine „Monstranz“ gedacht, an ein religiöses Gerät der katholischen Kirche, in dem das „Allerheiligste“, Jesus Christus, in der Gestalt einer Hostie, den Gläubigen präsentiert wird. Beabsichtigt sei auch, dass der formale Aufbau gleichzeitig an einen "Asen", einen Ahnenaltar der Vodun-Religion erinnere, der Botschaften zwischen den Welten vermitteln könne.
Im weiteren Sinne benutzt der Katholik und Vodun-Angehörige Dakpogan diese Symbolik, um den Blick auf die noch immer währenden globalen Ungleichheiten zu richten: auf den trostlosen Tisch Afrikas, das sich mit den Überbleibseln der Wegwerfgesellschaft begnügen muss und auf die Sklaverei als eine frühe Ursache für das Gefälle zwischen den reichen Ländern des Nordens und den armen des Südens, die in der alles überwölbenden (Fahrrad-)Kette symbolisiert wird.
2012 - Benin Biennale, à Togbin Plage au Centre Kulturforum Süd-Nord, Cotonou,
Benin, 8. 11.2012-13.1.2013
-
Ateliers d’Artistes Porto Novo 2012, Ouadada – Centre culturel et touristique,
Porto Novo, Benin, 25.7.2012…
2011 - „Reloj de Arena Negra“, CAAM (Centre Atlantique d’Art Moderne), Las Palmas, Gran Canaria, 12. 5. – 30. 9. 2011
2010 - "Porto Nov' Art 2010", Centre Culturel Ouadada à Porto-Novo, Benin
2009 - "Benin tussen gisteren", Van Reekum Museum, Apeldoorn, Niederlande
2007 - „Afrique Europe: Reves
croises“, Ateliers des Tanneurs, Kurator: Konaté, Brüssel, Belgien. 14. 11. –
10. 12.
- „Terre noire: OUSMANE SOW et les tendances de la sculpture africaine
d'aujourd'hui“, Musée Maurice Denis, Saint-Germain-en-Laye, Frankreich. 20. 6.
– 30. 9.
- "Zendile Zulu", October Gallery, London, England
2004 - „Spring Show: a Selection
of Artists from all Around the World“, October Gallery, London, England
1. 4.
– 8. 5.
2000 - Centre Culturel Français,
Cotonou, Bénin
- "Rendering Visable: Contemporary Art from the Republic of Bénin",
Luogo, Benin, October Gallery, London, Churchill College, Cambridge
- „L’Harmattan 2000: premier
salon d’art contemporain Beninois“, Centre culturel Américain, Cotonou, Benin.
5. 12. 2000 – 6. 1. 2001
1999 - "Ivam", Centro
Julio Gonzales, Valencia, Spanien
- Centro Atlantico de Arte Moderno, Las Palmas de Gran Canaria, Spanien
- Musée des Beaux-Arts et de la Dentelle, Calais, Frankreich
1998 - "7. Triennale der
Kleinplastik 1998. Europa - Afrika", Stuttgart, Deutschland. Ausstellung der Skulptur
„L’Heure du Diner“ (Leihgabe: Kunst Transit, Berlin)
- Galerie 20x2, Armhem, Pays-Bas, Niederlande
- "Benin/Benin", Van Reeckum Museum, Tussen Gisteren/Morgen,
Apeldoorn, Niederlande
1997 - "8 + 1", Centre Culturel Français, Cotonou, Bénin
1996 - "Rencontres Art Plastique", Centre Cultural Français, Brazzaville, Congo
1995 - "Africus",
Johannesburg Biennale, Johannesburg, Südafrika , 20. 2. – 30. 4. 1995
- „Otro Pais. Escalas Africanas“, Fondation "la Caixa", Iles
Baléares und Barcelona, Spanien
- Centre Wallonie-Bruxelles, Paris, Frankreich
1994 - Centre Culturel Français,
Lomé, Togo
- Centre Culturel Français, Abidjan, Côte d'Ivoire
- „Otro Pais. Escalas Africanas“, Centro Atlantico de Arte Moderno, Las Palmas
de Gran Canaria, Spanien
- Centre Culturel Français, Cotonou, Bénin
1993 - "1er Festival Mondial
des Arts et Cultures Vaudou", Ouidah 92, Ouidah, Benin
- "Ferrailles Divines", La Villette, Paris, Frankreich
- Maison de la Culture, Bourges, Frankreich
1992 - Centre Culturel Français, Dakar, Sénégal
1991 - "Découvertes Radio France Internationale (RFI)", Centre Culturel Français, Cotonou, Bénin
1990 - "Première exposition d'Art Contemporain", esposta in due luoghi : Royal Palace Museum (Musée de honmés), Porto Novo, Bénin. Centre Culturel Français, Cotonou, Bénin
1989 - "Artisanat d'art", Palais Homné, Porto Novo, Benin
- Maxime, Vieira, „L’art plastique au Benin: Les sculptures vivantes de „frères Dakpogan“, 2012
- Hecht, Dorina und Kawik, Günter, "Afrika und die Kunst. Einblicke in deutsche Sammlungen", Kawik-Verlag, Bottrop, 2010
- Musée Maurice Denis. „Terre noire: OUSMANE SOW et les tendances de la sculpture africaine d'aujourd'hui“, Saint-Germain-en-Laye 2007
- Filitz, Thomas, „Zeitgenössische Kunst aus Afrika. 14 Gegenwartskünstler aus Côte d’Ivoire und Benin“, Wien/Böhlau 2002
- Rush, Dana, „Contemporary Vodun Arts of Ouidah, Benin“, African Arts, Vol 34, Nr. 4, Winter 2001, UCLA James Coleman african Studies Center. S. 32-47 + 94-96
- Busca, Joëlle. L'art contemporain africain: du colonialisme au postcolonialisme. Paris: Harmattan 2000. 237 S., Artikel: S. 223-233
- Meyer, Werner (Hg.), 7. Triennale der Kleinplastik 1998 - Zeitgenössische Skulptur Europa - Afrika, Cantz, Stuttgart 1998
- Van Reekum Museum „Benin/Benin tussen gisteren/morgen: Calixte Dakpogan, Théodore Dakpogan, Amidou, Kifouli & Lassi Dossou, Romuald Hazoumé, Cyprien Tokoudagba, Zinsou“, Van Reekum Museum, Apeldoorn, Niederlande 1998. 31, Farbabbildungen
- Senaldi, Marco, „African Painters“….
- Rousset, Jean-Michel, „Calixte and Théodore Dakpogan. In: André Magnin und Jacques Solullilou, „Contemporary Art of Africa“, London 1996. S. 101-103
- Patrick Breton, "Art Vodun: Terre de nuit Terre de jour", Artikel in der Revue Noire Nr. 18, Paris 1995
Video
- Théodore Dakpogan, „L’art contemporain n’est pas mis en valeur au Bénin“ et „Ma première exposition“, auf Youtube von Frédéric Schneider, 30. 4. 2015
- Théodore Dakpogan, Centre Culturel Ouadada, auf Youtube, 2. 6. 2011