von Sokey Edorh
Maler aus Lomé, Togo
Mixed Media/Papier/Lw. 48,5 x 38,5 cm
Holzrahmen 53,5 x 43,5 cm
Provenienz: Sokey Edorh, Cotonou, Benin 1997
Ausstellung: Sokey Edorh - Le Signes de la Souris, Centre Culturel Français, Cotonou, Benin, 1997
Es muss regnen... Zuwendung unerlässlich
Dieses Werk von Sokey Edorh mit dem zweigeteilten Titel "Il faut de la pluie... besoin d'affection", "Es muss regnen... Zuwendung unerlässlich" wurde 1997 im Centre Culturel Français in Cotonou in Benin gezeigt. In Togo, dem Geburtsland des Künstlers, herrschte zur Zeit der Entstehung des Bildes Gnassingbé Eyadéma, ein Diktator, unter dessen Regime viele Bürger ins Exil flüchteten.
Mir erzählt der Maler mit seinem Bild von den Leiden, Nöten, Bedürfnissen, aber auch von den Möglichkeiten seines Heimatlandes. Er liefert mir dafür seine Bestandsaufnahme der Situation verbunden mit der Bitte um Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für die Unterdrückten. Er fordert Leidtragende und Außenstehende gleichermaßen auf aktiv zu werden. Die "Welt" muss Anteil nehmen, die Leidtragenden das Bewusstsein für die eigene Stärke entwickeln.
Im oberen Bildteil, der mir männlich rational erscheint, finde ich das Abbild vom gefräßigen Diktator mit einem Vorratsschober als Körper mit drei Brustwarzen, aus denen er die Bevölkerung speisen könnte. Er scheint seiner Verpflichtung nicht nachzukommen. Er herrscht einfach über landwirtschaftliche Geräte und auch die Häuser, welche Geborgenheit und Schutz für alle bieten könnten.
Im zweiten Bildteil, der komplexere Informationen gibt und verschlungenere weibliche Formen aufweist, werde ich mit den Konsequenzen, die das Verhalten des Diktators für das Land hat, konfrontiert. Das Land ist voller Gefängnisse und Verwaltungsgebäude. Ich denke an Bürokratie und Korruption.
Die Frau mit den nährenden Brüsten und dem eigentlich kraftvollen Körper beugt sich unter schwerer Last mit irgendwie falsch aufgestellten Füßen über den Boden. Die weibliche Figur, die zusätzlich noch eine Weltkugel oder einen Käfig als Kopf trägt, ist dargestellt mit weit ausladenden Armen, flehend und ein bisschen zu weit entfernt vom eigenen Leib.
Hat sie sich die Stichwunde am Rücken mit ungelenken Bewegungen selber zugefügt? Und ist die Bürde auf Ihrem Rücken das Kind, das ebenfalls verletzt wird?
Ich erlebe einen verzweifelten, wütenden, selbstbewussten und modernen Künstler dessen Stärke und Hoffnung in seinem tief verwurzelten Glauben an Mutter Afrika liegt.
Ulrike Eichholz
Ulrike Eichholz ist Autorin, Übersetzerin und Gartengestalterin.