von Tiébéna Dagnogo
Bildhauer und Maler, Abidjan, Elfenbeinküste
Assemblage: Holztür der Dogon (Mali) mit drei geschnitzten Figuren
Sandfarben, Schnur, Sackleinwand, Kerben
150 x 99 x 11 cm
Provenienz: Espace d'Art Contemporain, Jean-Jacques Schnegg, Grand Bassam, Elfenbeinküste
Hommage aux ançiens
Ein Grab ist immer leer: das für dich. Es wartet. Keine Angst, solange du atmest, passiert nichts. Erst wenn dir die Luft ausgeht, legen wir dich rein. Ist aber nicht schlimm. Oben bleibt alles offen. Falls du nochmal aufwachst, ist für alles gesorgt. Wir wissen doch, der Tod ist nicht endgültig. Gib einen Ton von dir, wir sind immer da. Sieh, dein Grab, es ist ein Zelt. Wir sitzen davor, wenn es soweit ist mit dir, und passen auf. Die andern drei, schau doch, wie gut es ihnen geht. Sie träumen. Wir haben ihnen Löcher freigelassen. Wir geben ab von unserem Essen und Trinken. Es reicht auch für dich. Komm, leg dich doch mal rein. Das geht auch im Stehen. Ja, du kannst hier stehen bleiben. Hör jetzt einfach auf zu atmen. Alles Weitere übernehmen wir.
Autor: Claus Mischon
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Dieser Text ist während einer Schreibaktion bei Kunst Transit Berlin entstanden. Claus Mischon brachte zu dieser Aktion eine Tonscherbe mit, die er bei seiner ersten Afrika-Reise nach Namibia gefunden hatte. Dieses Stück leitete den Autor zu dem Kunstwerk von Tiébéna Dagnogo und stimulierte ihn zu dem nebenstehenden Text. Er ist ein Beispiel, wie ein Gegenstand zur Kunst kommen und zu ungewöhnlichen Gedankengängen anregen kann.
Claus Mischon ist Mitinitiator des Instituts für Kreatives Schreiben
in Berlin und Autor der Texte zu den Kunstwerken der Monate Oktober 2012, März 2013, März 2014 und April 2015.