von Luis Meque
Mischtechnik, Papier, 86 x 72 cm
Holzrahmen/Glas, 90 x 76 cm
Provenienz: National Gallery of Zimbabwe, Harare, Simbabwe 1994
Ausstellung: "Luis Meque", National Gallery of Zimbabwe, Harare, Simbabwe 1994
Sammlung / Collection © Michael Drechsler, Kunst Transit Berlin
Wer schon einmal in den Tropen war, weiß wie Regen
sich anfühlt. Unvermittelt hat sich eine Wolke vor die Sonne geschoben, plötzlich
verdunkelt sich die Umgebung. Die Menschen stieben quer durch die Straßen, um
ein schützendes Dach zu finden. Die letzten Fußgänger retten sich in einen
offenen Laden. Und dann: in riesigen Tropfen ergießt sich das Nass vom Himmel
und es scheint nicht mehr enden zu wollen. Im Nu bilden sich Bäche, aus den
Gullies dringen Abfälle, alles Leben springt und ist aufgeregt. Alles hat sich
verfinstert.
Harare im Regen I, Februar 1996, Foto: © Michael Drechsler
Aus den Unterständen lugen die Ungeduldigen. Keiner will
warten. Zehn Minuten, eine viertel Stunde sind um. Auch in Harare ist jede
Minute kostbar. Wie von Zauberhand öffnen sich allerorten Regenschirme. Ein
Meer von schwarzen und bunten Pilzen tut sich auf. Zielgerichtet bringen sie ihre Trägerinnen und Träger zur
nächstgelegenen Bushaltestelle, ins Büro um die Ecke. Vereinzelt tauchen
Passanten auf, die gar keine Eile haben, ein Pärchen, das die veränderte Welt
genießt; Kinder treten jubelnd in jede Pfütze, die sie erreichen können. Die
himmlischen Bäche haben sich in gleichmäßige Ströme verwandelt. Das
stillgestellte Leben geht weiter.
Harare im Regen II, Februar 1996, Foto: © Michael Drechsler
Die „Umbrellas“ von Luis Meque halten genau den Moment eines plötzlichen Tropenregens fest. Die bunten Regenschirme haben sich geöffnet, Gesichter sieht man nicht und die Körper haben sich in kühne, farbenfrohe Kleckse aufgelöst. Bewegung und Gegenbewegung halten in Atem. Die Figuren, die man nur assoziieren kann, scheinen direkt auf den Betrachter zuzugehen. Vom Boden platscht die frisch erzeugte Nässe nach oben. Grasgrüne Flächen sprießen, scheinen die rotbraune Erde mit neuem Leben abzulösen. Eine goldene Lichtzone mit grünweißen wolkenähnlichen Gebilden streift den Horizont und kündigt schon das Ende der feuchten Überraschung an.
Für den Künstler ist der tropische Regen der lange erwartete Segen von oben. Grund zu Heiterkeit und Freude. Das Dunkle und Dräuende ist nur als Schatten zu sehen, die lichtweißen Stellen überwiegen. Dominant sind strahlende Primärfarben – rot, gelb, blau –, fließende, aquarellartige Übergänge und Kontraste. Meque, der vielfach Situationen aus den dunklen Ecken Harares malerisch ausgeleuchtet hat, erzeugt in diesem Bild Beschwingtheit und Optimismus. Zuversicht und Hoffnung wenden sich gegen die Kehrseite des afrikanischen Alltags, der nicht selten mit Armut, Sorgen und Plagen verbunden ist.