von Sokey Edorh
Maler aus Lomé, Togo
Mixed Media/Papier/Lw. 80 x 61 cm
Holzrahmen/Passepartout 90,3 x 71,5 cm
Provenienz: Sokey Edorh, Accra 1999
Parallelshow von S. Edorh zur Ausstellung "South meets West"
im National Museum of Ghana, Accra
Ausstellung: "Spirit Afrika", Museum Abtei Liesborn, 2021
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Sokey Edorh - Ein Schöpfer afrikanischer Piktogramme
Die Zeichenschrift Westafrikas, ihre Geschichte und ihre künstlerische Weiterentwicklung gehören zum zentralen Bestandteil der Kunst Sokey Edorhs. Während die westliche Welt noch lange nach der Kolonialära glaubte, in Afrika habe es keine eigene Schrift gegeben, machte sich der junge Künstler Edorh in den neunziger Jahren daran, die Zeichensprache Westafrikas, insbesondere der Dogon, in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit zu stellen. Anders als A. R. Penck, der mit seinen stilisierten Menschenfiguren Aufsehen erregte und den er in der Düsseldorfer Kunstakademie kennengelernt hatte, verband unser Maler ein konkretes politisches Ansinnen, als er sich für seine Tableaus von den Schnitzwerken der Dogon inspirieren ließ. Dezidiert wollte er darauf aufmerksam machen, dass es sehr wohl auf dem afrikanischen Kontinent seit Tausenden von Jahren in den verschiedensten Regionen Schrift- und Zeichensprachen gegeben hat.
Ähnlich wie der Ulmer Designer Otl Aicher[1], der sich für die Olympischen Spiele 1972 u. a. von den Bildsymbolen der Steinzeitmenschen für seine Piktogramme inspirieren ließ, folgt auch Sokey Edorh den Spuren der Bildsymbolik in der Vergangenheit. Nur dass für ihn nicht die Aufgabe besteht, eine aufs Äußerste reduzierte und lesbare Zeichensprache im internationalen Kontext zu gestalten. Sondern die schöpferischen Ideen, die der togolesische Künstler von den Ethnien seiner Umgebung empfängt, sollen unbedingt erhalten bleiben. Und wenn er schreibt, "Der Laterit ist ihre Seele und auch meine!"[2], verweist er auf die "halb vergessenen Geschichten" und die existenzielle Besonderheit, die sich in der Welt der Zeichen Afrikas widerspiegelt. Ein Piktogramm bei Edorh, das eine Menschenfigur darstellt und sich vielfach auf den geschnitzten Türen der Dogon findet, kennzeichnet nicht einfach ein Kürzel für einen Menschen, sondern es zielt auf die ganzheitliche Situation des Menschen, seiner unbekannten Herkunft und seiner Zukunft als Ahne, der auch als Vorbild und Richtschnur für die Hinterbliebenen angesehen wird, als geistige Kraft, die das Leben in der Gegenwart mitbestimmt.
Text: Michael Drechsler
[1] Otl
Aicher war Mitbegründer der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Im Mai dieses Jahres wäre er 100 Jahre alt geworden.
[2] vgl. Text von Sokey Edorh für den Katalog „Sokey Edorh – Peintures – Bilder – Pictures“, Ausstellung in der Galerie Leveling, Haan, und im Kunstverein Schwelm, Haus Martfeld (siehe auch "Kunstwerk des Monats Februar 2018").